Begeisterndes Musicalspektakel
Soziale Ameisen erobern die Bühne
92 Schülerinnen und Schüler der Lorenz-Fries-Schule sowie der Grundschule Stadtmitte brachten ihr Publikum vergangene Woche zum Jubeln.
Enthusiastisch feierten weit mehr als 1000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene die vier Aufführungen des Musicals „Da steppt der Bär“ von Stefan Rauch. Beim Hineinschlüpfen und Interpretieren ihrer Rollen wuchsen die Kinder in der Eduard-Mörike-Halle über sich hinaus. Das Musical um die Themen Freundschaft, Vergebung, soziales Verhalten, Schubladendenken und Neubeginn begeisterte dabei das ganze Publikum. In einer halbjährigen Kooperation hatten die Lorenz-Fries-Schule (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) und die Grundschule (Klassen 3 und 4) bereits zum zweiten Mal diese Mammutaufgabe angepackt. 75 Minuten Musical auf großer Bühne mit Gesang, Schauspiel, Tanz und allem was die Bretter, die die Welt bedeuten, an Herausforderungen mit sich bringen. Dazu trafen sich die Teilnehmenden im Vorfeld sowohl in schulinternen Chorstunden als auch sechs Monate lang wöchentlich in einer freiwilligen Nachmittags-AG.
Der Großteil der Bühnenkulissen und Masken wurde bereits vor Jahren von Schülerinnen und Schülern der Lorenz-Fries-Schule entworfen, gebaut und bemalt. Weitere Requisiten und Kostüme kamen auch dieses Jahr hinzu. Vor herrlicher Kulisse und verkleidet als Ameisenbär, Termite, Wald- oder Wanderameise gingen viele nun in ihren Rollen als Ammen, Weck-, Sammel- oder Soldatenameise auf und hinterließen bei den Kindern bleibenden Eindruck. Nicht nur die mit Textsicherheit vorgetragenen Witze der Handwerkerameisen „Blekki & Dekki“ überzeugten restlos sondern auch die ausgeprägte Gestik und Mimik der Schauspielerinnen und Schauspieler.
Um Theatermachwuchs muss sich bei so talentierten Kindern niemand Sorgen machen. Für einen reibungslosen Ablauf im Back-Stage-Bereich und beim Erscheinen neuer Akteure sorgten im Hintergrund vor allem Maren Rausch und Tirza Zobl. Der Grundschulchor unter Leitung von Svenja Kraft und Kerstin Escribano entwickelte zusammen mit dem Chor der Lorenz-Fries-Schule eine ungeheuere Wucht. Die choreografische Ausgestaltung der Lieder mit Bewegungen der Hände, Arme und Beine unterstützte zusätzlich das gesungene Wort und steigerte Ausdruck und Präsenz. Die Sporthalle wurde fast ohne technische Hilfe mit dem Chorklang erfüllt. Über 20 Schülerinnen und Schüler ließen dazu in den Strophen gesanglich mit ihren solistischen Parts aufhorchen. Die stellvertretende Schulleiterin der Grundschule, Katja Serdaroglu, und der Rektor der Lorenz-Fries-Schule, Volker Lueg (beide zuständig für die Organisation), lobten am Ende die Kinder, Jugendlichen und Lehrkräfte für ihr einzigartiges Engagement und ihre überzeugende Darbietung. Alle konnten den anhaltenden Applaus der Eltern und Freunde mit strahlenden Gesichtern genießen.
Ein herzliches Dankeschön ging auch an alle beteiligten ortsansässigen Sponsoren (Sparkasse Tauberfranken, Roto, Moritz und Lux, Würth Industrie) ohne deren Unterstützung ein solches Vorhaben nur schwer umsetzbar wäre. Für die Kooperation der beiden Schulen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Beeinträchtigung erhielt das Projekt zusätzlich noch eine Förderung des Landes Baden-Württemberg. Der Komponist, Textdichter und Leiter des gesamten Projekts Stefan Rauch bestätigte, dass die Nachwirkungen bei allen Beteiligten noch lange zu spüren sein werden. Die Musik bleibt in den Ohren und begleitet den Alltag auch noch Jahre später. Die inhaltlichen Botschaften von Vergebungsbereitschaft, Annahme, Liebe und Vertrauen bleiben erhalten und können sich weiter entfalten. Der pädagogische Wert des Projekts endet längst nicht nur bei der Freude am gemeinsamen Singen und Theaterspielen. Die wachsende Selbstkompetenz der Kinder, das Übernehmen von Verantwortung, Reflektieren des eigenen Tuns, Erweitern des Ausdrucksrepertoires und Vieles mehr haben unglaublichen Wert. Für die Sprechaufnahmen eines weiteren Musicals waren bereits in diesem Schuljahr 12 Kinder der beiden Schulen mit Stefan Rauch in einem professionellen Tonstudio. Da kann man gespannt sein, ob es im nächsten Schuljahr mit einer Kooperation weitergehen wird. Lehrkräfte aus zwei weiteren Bad Mergentheimer Schulen haben ebenso ihr Interesse bekundet und wegen Kooperationen angefragt. Das erinnert klar an das Fazit und die Hauptbotschaft der Abende im Refrain eines Liedes: „Liebe zeigt sich im Tun, helfende Hände lass nicht ruhn. Liebe, tief in dir, lass uns beginnen, jetzt und hier.“ (Bildnachweise: Sindy Rose)